Samstag, 11. Februar 2012

Erste Hilfe

Schlafstörungen - so geht es vielen tausenden Betroffenen des Burnout-Syndroms.

07:48 Uhr und der Wecker klingelt in den Morgenstunden. Ok, für viele eher ein spätes Aufstehen, aber es ist nur ein Beispiel. Das Problem besteht zu jeder anderen Uhrzeit auch. Man fühlt sich, als hätte man sich gerade erst schlafen gelegt, als wären es Minuten des Schlafes und Erholung gewesen. Frühstück? Keine Zeit; wie immer Manager Frühstück: ein starker Kaffee und eine Zigarette. Am liebsten jedoch lieber jede Minute im Bett auskosten. Ein Teufelskreis. 


So stressig beginnt jeder Tag bei vielen Burnout Betroffenen, schnell noch eine Zeitung, schnell noch zur Reinigung; schnell, schnell, schnell. Jetzt auch noch Tanken, na ja wenigstens kann man so noch schnell einen Kaffee auf die Hand und irgendein Quarkteilchen kaufen. Schnell weiter. Gestresst im Büro ankommen und was macht man als erstes zum Herunterkommen? Genau, erst einmal in ‚Ruhe‘ einen Kaffee trinken, oder gleich 2 – Bürokaffee ist ja nicht so stark – super Ausrede, vor allem der Teil mit der Ruhe. Man ist ja schon seit dem Aufwachen übertourig unterwegs, von Ruhe kann ergo keine Rede sein. 

Geht es Ihnen auch so, wie es mir damals erging? Ich konnte eimerweise Kaffee trinken und doch hätte ich mich nur an eine Wand lehnen brauchen, um bis Weihnachten durchzuschlafen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass je mehr Kaffee ich trank, es mich umso müder machte.


Wenn ich mich abends vor dem Zubettgehen fertig machte, sah ich an meiner Haut die Zeichen dafür, dass ich zu wenig Flüssigkeit getrunken hatte. Mein Gesicht brannte vor Trockenheit. Manchmal hatte ich das Gefühl meine Haut war wie ein ausgetrockneter Schwamm, die Creme war in Nullkommanichts eingesogen.


Auch im ‚Kopf‘ hatte ich das Gefühl, dass einiges wie durch Watte funktionierte, nicht mehr so schnell – jedenfalls nicht mein gewohntes Tempo. Für andere immer noch zackig, für mich unendlich langsam. Trockengelegt, geschrumpft und mit Wasser unterversorgt. 


An einem Wochenende besuchte ich eine kinesiologische Informationsveranstaltung. Eine Freundin hatte es mir dringlich empfohlen. Neugierig und auch sehr skeptisch ging ich hin. Während diesem einem Tag habe ich sage und schreibe 11 große Gläser Wasser getrunken und hatte das Gefühl, dass ich kurz vor dem verdursten wäre! Unglaublich! Je mehr ich trank, umso trockener wurde mein Mundraum. Der Organismus spülte scheinbar alles gut durch und die Organe schienen im ‚Maschinenraum‘ auf volle Kraft voraus zu arbeiten. Immerhin funktionierte das wenigstens noch. 


Es war ein Spätsommer Tag, warm, hell und alles optimal – eigentlich. Ich ließ mich auf die Balance ein (so heißt die ‚Behandlung‘ der Kinesiologie). Mein Thema war meine Schlaflosigkeit. In 11 Jahren Wechselschichtdienst schlief ich gerade mal 3-4 Stunden je Nacht, brauchte ewig um einzuschlafen und hatte schon bevor ich einschlief Angst zu verschlafen. Ein weiterer Teufelskreis. 


Für eine aus dem  Management war es mehr als befremdlich, auf einer Liege zu liegen, wo Eine halb über und neben mir, irgendwelche Linien am Körper entlang zog. Das war nicht meine Welt, fehlte nur noch so ne Eso-Tante mit Räucherstäbchen - ne danke! „Wir gehen davon aus, dass jeder Körper gesund und nur in der Imbalance ist. Ich bringe jetzt Ihre Energiebahnen wieder in die Balance“. Ich weiß noch wie ich innerlich dachte „ jo, iss klar, ich gehe davon aus, dass du keinen Plan hast, aber mach du mal…“ 

Was auch immer im Inneren passierte weiß ich nicht, ich weiß nur dass ich mich fühlte, als würde mich die Müdigkeit wie in einem Sog nach unten ziehen. Meine Augenlieder schwer wie Betondeckel und ich hatte das Gefühl ich falle, falle in ein ganz tiefes Loch. Ich schlief noch auf der Liege ein. 


Nach diesen 45 Minuten konnte ich mich kaum auf den Beinen halten, ich war sooooo müde. Wie ich die nächsten paar Stunden überstand weiß ich nicht mehr, ich weiß nur dass ich ins Hotel zurückging, noch vor 20 Uhr, als es noch hell war ins Bett bin, was zuletzt in der gefühlten Steinzeit stattfand und innerhalb von Minuten weg war. Als ich wach wurde war es hell und ich dachte „na toll, wieder nur ein paar Minuten geschlafen“. Aber etwas war anders; ich war überraschend fit. 


Es klopfte zögerlich an der Hotelzimmertür und ich hörte meine Leute durch die Tür „wir gehen schon mal runter“ rufen. Ich war irritiert. Fernseher, Radio, Handy alles angemacht und ungläubig geguckt. Es war der nächste Morgen! Ich hatte mehr als 11 Stunden am Stück durchgeschlafen! Ich konnte es gar nicht fassen, fiel rückwärts wieder zurück ins Bett und weinte erst mal eine ordentliche Runde vor Erleichterung und Glück. Seit dem Schlafe ich ohne Schwierigkeiten 8 Stunden am Stück durch und brauche die Stunden unterdessen auch, mein Körper holt sich seit dem unbarmherzig seine Dosis. 


Der Kinesiologin danke ich bis in alle Ewigkeit und ist fast immer kurz in meinen Gedanken, bevor ich das Licht ausmache. Sie lacht sich immer kaputt über diese 'Kopferten' Skeptiker, wie ich es damals war. Kurzzeitig dachte ich sogar daran, diesen Beruf zu erlernen, denn ich beneidete sie um dieses erfüllende Gefühl jemanden, der so am Ende war seine Lebensqualität in einer Stunde zurückzugeben. Dazu in den folgenden Beiträgen mehr.

Menschen deren Thema nicht Schlafstörungen sind, gucken irritiert und man liest von deren Stirn „wo ist denn das Problem?“. Wenn man Schlafstörungen nicht kennt, weiß man gar nicht wie es sich ohne ausreichend Schlaf anfühlt, nicht wie nötig Schlaf ist und wie sehr man darunter leidet, wenn man keinen Schlaf finden kann*. 


Jeder der keine Schlafstörungen kennt, weiß gar nicht welches Glück er hat.  Meine Erste Hilfe Aktion war wieder einen normalen Schlafrhythmus herzustellen. Das erforderte auch eine gewisse Disziplin in der Anfangsphase, aber vor allem ein Bewusstsein der Situation, auf das Wahrgenommene zu achten und die Zeichen zu respektieren. Heute weiß ich vieles, was mich vom Schlafen abgehalten hatte.

Dazu gehörte eindeutig konsequent meinen Müdigkeitspunkt zu verdrängen und das Bedürfnis nach Normalität zu leben. Das zeigte sich manchmal nur im Wunsch noch Nachrichten zu schauen, ein ‚normales‘ Buch zu lesen, keine Fachbücher…


Was man so in einer Imbalance als Normalität betrachtet. Mein Verhalten förderte im großen Maße meine Erschöpfung. Früher hätte ich wahrscheinlich aggressiv reagiert, da ich aus meiner Wahrnehmung doch nur noch die Nachrichten gucken wollte. Sollte ich auf das bisschen Normalität auch noch verzichten müssen? Ich schaute daher wieder eher auf mein Bedürfnis, als den eigentlichen Bedarf meines Körpers.

Mit externer Hilfe habe ich signifikant meine Lebensqualität gesteigert und durch Eigenverantwortung wieder das Ruder übernommen. Im nachhinein erschreckend, wie einfach es ging und wie ich mich jahrelang selbst 'überdreht' hatte. 


Das war meine erste Erste Hilfe Maßnahme. Welche Erste Hilfe benötigen Sie, oder haben Sie sich geholt?

In der zweiten Erste Hilfe Maßnahme geht es um das Thema Ernährung und wie Ernährung Schlafstörungen fördern kann. Das können Sie hier in den nächsten Tagen lesen.


* Nur am Rande sei angemerkt, dass geplanter Schlafentzug nicht umsonst zu den bekannten Foltermethoden gehört.

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