Freitag, 23. Dezember 2011

Den muss ich erst prüfen, ich bin gleich wieder da…

Heute an der Rewe-Kasse zückt ein Herr, in Begleitung seiner bepelzten, allwissenden Ehefrau, in etwa  einen Zentimeter Plastik, um die Einkäufe zu zahlen. Auf lautes Anraten seiner Angetrauten entscheidet er sich dann doch für den 500,00€ Schein, denn sonst hätte man lt. Ehefrau über Weihnachten ein „ kleine Scheine Problem“, weil den keiner wechseln kann… 

Die große Überraschung folgt direkt, denn oh Wunder, oh Wunder ist die nette Dame an der REWE Kasse angewiesen Scheine über 200€ nicht anzunehmen. Sie bittet um Verständnis und informiert absolut, sachlich, kundenorientiert und höflich, dass wenn sie den Schein annehmen sollte, sie erst mit ihrem Vorgesetzten Rücksprache halten und der Schein geprüft werden müsse, das ginge nur im Büro und würde ein paar Minuten dauern. Der Mann schweigt und sowas ähnliches wie ein Nicken ist zu erkennen. Mit der anderen Hand zeigt  er die Originalbanderole. Das ist ja für alle mit Gegenwind ein erkennbares Qualitätszeichen – nicht wahr?  Die Dame verschwindet rasch gen Büro. 

Nun folgt das was man trotz des scheinbar vielen Plastiks und Geldes nicht besitzt – Geduld und Stressresistenz. Ich folge dem Paar und hinter mir stehen in etwa weitere 10 weitere Kunden. Wir haben ja Zeit; love was made for me and you… ;-) 

Die Dame erklärt uns die halbe Welt auch wenn wir nicht danach gefragt haben, lenkt die Blicke geschickt Richtung Originalgeldbanderole, dass die Menschheit kein Vertrauen mehr habe bla bla bla… Ob sie den so wenig vertrauenswürdig aussähen fragt sie hörbar, ein verunglücktes Selbstgespräch? Sie schaut mich jedenfalls an und ich frage zurück, ob das eine Frage sei.

Ich sage laut: „Ich bin mir sicher, die Dame ist gleich wieder da und hat bestimmt Richtlinien, denen sie einfach nachkommen muss. Auch ich würde ungern meine Arbeit verlieren, bloß weil sich jemand nicht an die Regeln des Marktes hält. Es muss nicht etwas mit Ihnen zu tun haben, vielleicht hat die Dame einfach eine klare Anweisung und in der Weihnachtszeit kommen die Menschen ja auf die merkwürdigsten Dinge.. . Mein Finger zeigt nach rechts oben auf das ‚keine Scheine größer 200€ Schild‘, steht ja in großen Lettern da.  Wenn ich Scheine >200€ nicht annehme, darüber vorab informiere, dann macht es wenig Sinn mit einem 500€ Schein zu zahlen und sich dann auch noch über die Wartezeit zu wundern“ oder?   

Nun, an der Mimik kann ich sehen, dass das nicht gewünschte Antwort war. „Wir kommen ja grad von der Bank, hier sehen Sie doch, hier ist die Originalbandrole…“ 
„Es tut mir leid, ich mache die Regeln für REWE nicht, ich bin die falsche Ansprechperson. Ich bin Kundin, so wie Sie. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen direkt bei der Bank kleinere Stückelungen auszahlen zu lassen. Ich weiß nicht was Sie sonst noch so vorhaben, aber diese Situation hier könnte sich durchaus wiederholen…“ und vielleicht klüger nicht so mit der Banderole die Aurmerksamkeit anderer auf sich ziehen.
 
Was ich denn damit meinen würde? Das ist so schwer nicht oder? Wie wahrscheinlich ist denn, dass so ein Paar nicht auffällt bzw. aufhält. Wie wahrscheinlich ist denn, dass selbst wenn die Annahme erlaubt wäre, die Kasse so viel Rückgeld hätte und andere Kunden gäbe es ja auch noch. So viel Zeit für Egoismus müsste bei so viel Egozentrik schon erlaubt sein, zumal nicht alle so nett wären wie die Kassiererin. Es gäbe genug Menschen die scheinbar so viel Geld auch zu unüberlegten Handlungen verführt. Ich an Ihrer Stelle wäre vorsichtiger. 

„Was denn daran so auffällig wäre?“  Ich denke mir meinen Teil, lächle und sage höflich“ Ich versichere Ihnen, DER Schein ist das Unauffälligste. Der Schein hingegen, würde ein eindeutiges Bild abgeben...  Sie schaut verdutzt,  grübelt und sagt, dass sie das nicht verstanden hätte und Gott sei Dank kommt just die Dame samt Wechselgeld aus dem Büro, rettet mich, entschuldigt sich höflich, dass es so lange gedauert hätte. Faktisch war sie vielleicht 5 Minuten weg. Nicht sehr lange wie ich finde und sie hätte es nicht gemusst. 

Bonny und Clyde gehen, als wäre es das normalste der Welt und wünschen ihr noch nicht einmal frohe Festtage…Ungeheurlich! 

Die Dame an der Kasse wendet sich mir zu, schenkt mir ihre volle Aufmerksamkeit, heißt mich willkommen, kassiert, wünscht mir einen schönen Tag und Feiertage. Wendet sich dem nächsten Kunden zu und begrüßt den Kunden ebenso und absolut professionell.  
Am Ende ihres Arbeitslebens könnte sie bestimmt ein sehr spannendes Buch veröffentlichen.

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