Dienstag, 3. Januar 2012

Beginnen Sie damit aufzuhören!




Viele Menschen trafen, wie immer an Silvester, gute Vorsätze für das neue Jahr. Sie auch? Warum ist das so, warum ist dieser Tag so besonders und warum nehmen wir uns nichts ab dem 17. März vor? 

Meine eigene Erfahrung ist: ICH muss die Veränderung wollen! Sie muss mir etwas bedeuten und geben, essentiell sein. Meist sind es eher die ungeliebten Gewohnheiten und Eigenschaften, die wir abschalten wollen. Rauchen, Diäten, Sport, Arbeitsstelle wechseln usw. sind uns allen bekannt. Jetzt müssen wir nur noch den inneren Schweinehund überwinden… 

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, bei mir klappt das so nicht. Ich habe mir sogar mal so ein Spinning-Rad günstig auf eBay geschossen. Es ist noch nicht mal ausgepackt…

Wir versuchen uns an Silvester einem kollektiven Raclette-Koma folgend, in Anwesenheit von Freunden und Familie, Vorsätze aufzuerlegen und sprechen sie auch noch laut aus! Wie oft haben ihre Freunde schon „das ist meine letzte Zigarette…“ gehört? Wie oft haben Ihre Freunde schweigend und schmunzelnd reagiert? Die andere Variante ist sich über Verbote zu „regulieren‘. Ich darf nicht mehr rauchen, weil das Kind da ist, mein Freund meinen Mundgeruch nicht mag (wer mag schon Mundgeruch), die Mutter krank ist, der Arzt gesagt hat, dass wenn nicht sofort, dann aber mal bächtig was los ist...! 

Was wäre besser, wenn wir nicht mehr rauchten, äßen, faulenzten? Was würde das mit uns machen? Ich persönlich gehöre zu der „ich rauche gerne“ Fraktion und genau so ist es. Ein Espresso nach einem leckeren Essen OHNE Zigarette, das geht gar nicht! Wenn ich aufhöre zu rauchen (tue ich regelmäßig so alle 3 - 4 Jahre), dann aus heiterem Himmel und ich fange auch genauso wieder an: von jetzt auf gleich.  Aber wenn ich aufgehört hatte, dann fand ich es immer einfach nur klasse. Keine nächtlichen Tankstellenbesuche, die Wäsche roch frisch, mein Geschmackssinn wurde intensiver, ich konnte die Größe meiner Lungen beim atmen spüren usw. und das hat mich befreit. Es bedeutete mir etwas. Wenn ich mir etwas versage, dann tue ich genau das: ich versage. 

Mein Jahr war sehr anstrengend und in einigen Bereichen sehr erdend. Daher habe ich nur einen Vorsatz: noch mehr auf mein Bauchgefühl hören. Wenn der Bauch meine Freunde öfter zu sehen wünscht, dann werde ich das tun. Mehr Zeit mit den alternden und kränkelnden Eltern verbringen, dann werde ich das tun. Endlich das iPhone4 in Betrieb nehmen… dann werde ich das tun. Letzteres ist nicht essentiell, daher schläft es auch seit Monaten in der Originalverpackung

Mein Vorsatz lautet ergo: Essentielles, Wesentliches, nur noch Wichtiges. Dinge die mich aufhalten, schwächen, oberflächlich sind, dafür habe ich nach diesem Jahr weder die Ressource, noch die Lust. Die Spreu hat sich vom Weizen getrennt und einige Erkenntnisse haben mich durch eine harte Schule geschickt. Ich habe ein Bedürfnis nach Ordnung, Struktur, Zugehörigkeit, Geborgenheit... nach Essentiellem.

Ihnen wünsche ich, dass sich all Ihre Vorsätze umsetzen lassen und hoffe, Sie gehen gnädig mit sich und Ihren Unzulänglichkeiten um, sofern Ihre Handlungen andere nicht tangieren. 

Dinge die unvermeidbar sind, wie z.B. die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, eine Krankheit, eine verlorene Liebe haben ihren Sinn – meist sehen und verstehen wir das nur viel später und machen Sie sich mal nichts vor, ich weiß wie sich das anfühlt, geschrieben ist es immer schnell und leicht.

Es gibt Dinge die wir nicht kontrollieren können, Altes erst loslassen müssen, damit etwas Neues beginnen kann UND  wir können vielem entgegensteuern. 

Ich wünsche Ihnen ein gesundes, liebevolles, achtsames und bewusstes neues Jahr, frei von Dogmen, Eigen-Sanktionen und übertriebenen „Zielen“. Manchmal hängen wir uns nämlich die Latte so hoch, dass wir gerade Mal drunter durchlaufen können. Scheitern ist auch viel bequemer. Zum Scheitern müssen wir noch nicht mal die Position auf der Couch verändern – wie praktisch! ;-) 

Beginnen Sie einfach nur damit aufzuhören: weg mit falschen Vorsätzen, zu vollen to do Listen, alles auf einmal Gedanken, nicht erfüllbaren Erwartungshaltungen, selbsterfüllenden Prophezeiungen, übertriebenem Perfektionismus, alles was stresst und erschöpft. Weg damit, es sei denn, Sie können  Ihrem Nachbarn logisch erklären wofür es denn gut sei. 

Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei und geh‘ dann schon mal ins Bettchen…

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