Montag, 19. Dezember 2011

Eine Verabredung mit mir...

Zeit ist immer ein hoher Faktor, besonders in der Vorweihnachtswoche. Alle haben schon sonst kaum Zeit, in dieser Woche wird es besonders knapp. Dabei ist Zeit konstant. Wir haben nicht mehr Zeit, als der nette Nachbar, die Eltern, die Geschwister, der Chef. Es sind immer nur 24 Stunden. Es kann also nur daran liegen, dass wir unterschiedlich mit Zeit umgehen. 

Wie viel Zeit habe ich dafür benötigt, wie viel Zeit verbringe ich mit was und warum erinnere ich mich nur an lästige Dinge so gut? Warum fühlt sich das manchmal länger an, als es tatsächlich dauerte?

Irgendwann bin ich vor ein paar Jahren dazu übergegangen einen intensiven Dialog mit meinem Kalender zu führen. Für mich war das schon alles regulativ, ich bin ja eher der spontane Typ und wenn ich persönlich etwas hasse, dann ist es das Planen, Zellenbelegung in kleinen Kästchen. Ich lasse doch mein Leben nicht von so einem Kästchen bestimmen! Wäre ja noch schöner! 

Irgendwann hatte ich jedoch begriffen, dass mein Eigenanteil an dem zeitlichen Chaos sehr hoch war und der Kalender geduldig auf Einträge wartete. Hier! Ich bin hier, du darfst mich gerne benutzen, ich bin völlig harmlos und will dir doch nur helfen!   

Davor hatte ich das Gefühl ich hätte nie Zeit, komischerweise wusste ich manchmal gar nicht was ich am Tag alles getan hatte. Wovon war ich eigentlich so müde? Es war also Zeit sich ein Bild zu machen. Ich begann also alles einzutragen und ich meine alles. Verbindliche und unbestätigte Termine, Geburtstage und andere konstante Ereignisse, Tages to does, Erinnerungen um mich zu prüfen. Das machte ich konsequent für berufliche und private Termine. Dazu gehörten lapidare Dinge wie eine stündliche Erinnerung "ein Glas Wasser trinken! Meine körperlich schlimmen Symptome der Erschöpfung waren der Magen- und Darmtrakt. Verdauung war so gut wie nicht mehr vorhanden. Trinken fiel mir schon immer schwer und unter Zwang geht bei mir erst einmal fast nichts. Heute trinke ich täglich, ohne darüber nachzudenken, locker 3-4 Liter Wasser. 

Heute stehen Einträge im Kalender, die meine Zeit und wofür ich was verwende, sichtbar machen. Nicht nur 'Email schicken an ..." Davor steht dann auch eine reservierte Zeit für "Email schreiben..." Und auf einmal war klar, warum ich erschöpft war. Ich wurde von Termin zu Termin gebeamt, denn Aufwand kam vorher kaum vor!

Gestern standen im Kalender nur zwei Einträge. 1. Schreibtisch aufräumen und Papierkram für Montagvormittag sortieren (2 Stunden Aufwand) und 2. Nichts tun. ich war also mit mir verabredet und ich habe nichts besonderes getan. Ein bisschen Tageszeitung gelesen, ein bisschen mit Freunden telefoniert, ein Nickerchen mit den Katzen gehalten, ein bisschen traurig gewesen, dass der Hamburger Ermittler nur noch einen Fall lösen wird. Ein sensationell toller Tatort Held. 

Ich war mit mir verabredet und das tat gut. Früher hätte ich so etwas nie in den Kalender eingetragen. Heute kann ich in der Wochenansicht sehen, was ich vor habe. Noch ein paar berufliche Dinge bis Donnerstag erledigen, ansonsten stehen viele gute und private Dinge drin. Freunde noch auf dem Weihnachtsmarkt treffen, noch ein Geschenk abholen, mit Freunden telefonieren, zum Kaffee verabredet, 2 Stunden mit dem Hund spazieren gehen. Sehr viele Energie gebende Termine. 

Für mich habe ich gelernt, dass ich so sehe und viel besser meine zur Verfügung stehende Zeit, sinnvoll, bewusst einsetze und wertschätze. 

Heute entscheide ich auch durchaus klar, dass ich Termine nicht annehme, meine Grenzen sehr gut kenne und mich mit irgendwelchen Dingen, die ich letztlich nicht brauche, mich zeitlich und damit respektive mental nicht mehr belaste. 

Versuchen Sie es doch mal für eine Woche aus! Sie können immer noch entscheiden, ob Sie dabei bleiben.


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