Montag, 19. Dezember 2011

Ankern...

Manchmal können wir Konflikte von außen nicht beeinflussen. 

Sie kommen und wir können es absehen, oder sie sind auf einmal da und wir müssen reagieren. In der Berufswelt kann dies öfter vorkommen: eine Reklamation, eine Beschwerde, eine defekte Lieferung etc.   

Die Außenwelt können wir nicht ‚abstellen oder ausknipsen‘, sie war, ist und wird morgen auch noch da sein. Wir können aber inne halten, reflektieren und uns abgrenzen. 


In stressigen Momenten versuche ich aus dem Konflikt rauszugehen.  Ich stehe auf und gehe einfach aus dem Konflikt. Verlasse den Raum und somit auch den Blickwinkel, hole mir Kraft und gebe mir Zeit zur Reflexion. Es mag sein, dass der Konflikt dadurch nicht gelöst wird – schön wär’s, wenn es immer so einfach wäre! Abe ich gehe danach mit dem Konflikt anders um. 

Manchmal ist der Tag auch nur so voller Eindrücke, lange PC Arbeit, Verspannungen im Nacken, die Augen brennen, oder ich Grüble an einer Sache und suche nach einem Ausweg. Dann ‚beame‘ ich mich immer gerne mal für kurze Zeit weg. Ich mache eine Dehnübung, öffne das Fenster und lasse frische Luft rein, entspanne. Wenn das physisch nicht geht, dann mache ich das mental. 

Ich setze meinen Anker! Haben Sie einen Lieblingsort, Tätigkeit, einen Platz in ihrer Wohnung der Ihnen besonders gut tut? Können Sie sich mental diesen Ort verankern und könnten Sie sich in Stresssituationen diesen Moment ins Bewusstsein holen? 

Wir alle haben so einen Anker, einen besonderen Platz, oder Situation in der wir uns sehr wohl, frei, leicht und entspannt fühlten. Ich habe sogar mehrere Anker, alle haben etwas mit den Sinnen zu tun und so nehme ich sie auch wahr. 

Meistens ankere ich in Los Angeles am Observatorium. Ich sitze mit meinem Coffee to go auf der Mauer, es ist nach 16 Uhr und gleich geht’s los. Wenn die Sonne langsam untergeht, taucht sie L.A. in einen unbeschreiblichen goldenen Farbrausch. Dann bekommt diese relativ hässliche Stadt einen Zauber, der unvergleichlich ist. 

Wenn es in der Arbeit zwickt und stresst, dann ankere ich meist auf Koh Samui. Dort war ich 1989 zum ersten Mal. Meine kleine Hütte lag nur 10 Meter vom Strand entfernt. Täglich gab es zwei Schauspiele. Das eine war das Wetter, fast auf die Minute goss es jeden Tag um 14 Uhr für 20 Minuten wie aus Eimern und dann gab es noch diesen Fischer… 

Er hatte ein riesiges Netz, trug einen Strohhut, ein langärmiges Hemd, Shorts und war barfuß. 3x die Woche kam er um die Mittagszeit den Strand entlanggelaufen, das Wasser war dann an dieser Stelle immer sehr flach. Dann stellte er sich mit einer stoischen Ruhe ins Wasser, das Netz locker über die Schulter geworfen und starrte auf das Meer. So habe ich es jedenfalls empfunden, denn mehr passierte nicht. Manchmal stand er fast eine Stunde regungslos im Wasser, bis er irgendwann blitzschnell das Netz auswarf. Er hat jedes Mal etwas gefangen, manchmal mehr, manchmal weniger. Dann holte er wieder ruhig sein Netz ein und lief mit seinen Fischen davon, oder verkaufte sie direkt an das Hotel und wir hatten leckeren Fisch zum Abendessen. 

Ich habe selten in meinem Leben jemanden so bewundert. Für seinen Glauben, Ausdauer, Ruhe, Willen und seinen Optimismus. Jedes Mal wenn es im Job stressig wird, dann ankere ich an diesem Strand und beobachte den Fischer. Meist entspannt mich dieses Bild in Sekunden und ich muss sogar lächeln. Manchmal werde ich sogar gefragt wo ich denn grad wäre.  

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie Ihren Anker finden. 
Mir geben sie immer sehr viel Kraft.

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