Samstag, 3. Dezember 2011

Loslassen!

Samstagabend war früher immer für die Familie reserviert. Es war völlig klar, dass höchstens ganz enge Freunde vorbeikamen, die man auch im Schlafi begrüßen konnte. Baden - Gott, ich komme mir gerade uralt vor ;-) -  Kochen, Essen, mit der Familie vor den Fernseher setzen und eine Familiensendung sehen. 
 
Heute ist es so weit, seit meiner gefühlten Taufe (ich war da schon 14) kenne ich die Sendung „Wetten, dass…“ 
  
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern wie es war, als Thomas Gottschalk als neuer Moderator vorgestellt wurde und die Treppe herunterlief. Das war schier unvorstellbar, ganz fremd und was war ich sauer! Nun heißt es heute wieder für alle: loslassen… 

Ist es nicht bemerkenswert, dass einer, der die letzten 2-3 Jahre eigentlich nur noch durch billige Herrenwitze, Plattitüden, aufgepimpte Dauerwelle und primär sich gerne reden hörte; auf einmal diese Sympathiewelle auslösen konnte? 

Scheinbar ist dieses Bild von ihm so manifestiert, dass man keine andere Möglichkeit mehr sieht. Ich habe die Sendung immer geliebt, schaue sie heute noch. Gelächter und virtuelle Steinigungen können nun beginnen! Ja, es wird fremd und anders werden, aber die Sendung lebt ja eigentlich von den Kandidaten. Wer sie künftig moderiert sollte einfach nur kein Vollhorst sein, aber letztlich ist es Pümpel.

Was ich eindeutig vermissen werde ist die Schlagfertigkeit von Thomas Gottschalk. Die fand ich schon immer unglaublich. Ich hatte immer das Gefühl, man könnte ihm auch eine Klapperschlange in den Schoß legen und sein einziger Kommentar wäre: „Michelle, hast du neue Ohrringe, oder ist das das Gebiss von Jopi…“ … 

Da Herr Gottschalk auch nur ein Mensch ist, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es auch für ihn kein einfacher Abend wird. Etwas aufzugeben was einem so wichtig war, man so geliebt hat ist immer super schwer. Davon gehe ich jedenfalls aus, warum sollte man etwas tun wovon man nicht mehr überzeugt wäre. Geld spielte sicherlich auch eine Rolle, aber davon hat Herr Gottschalk sicherlich ausreichend. Das wird nicht seine Motivation gewesen sein, warum würde er nun bei der ARD 4x die Woche erscheinen? Auch das ZDF hatte sich scheinbar auf die sichere Bank verlassen. Wer den Wandel nicht plant, den holt der Wandel irgendwann ein. 
Es ist ihm zu wünschen, dass er seinen Frieden mit dem Unfall des letzten Jahres machen wird und nicht als bitterer Beigeschmack übrig bleibt. Es ist ja fast auf den Tag ein Jahr her. Eigentlich unglaublich, wie schnell das Jahr vorbeiging. 

Interessant ist aber, dass wir eindeutig nur sehen was wir (scheinbar) verlieren, aber nicht was wir gewinnen könnten. Mal (wieder) etwas Frischeres, durchaus anders, nicht immer die abgedroschenen Sprüche zum 100 Mal. Ist das nun Gewohnheit, Unfähigkeit den Wandel anzunehmen? Warum wehren wir uns so gegen Neues, woran halten wir fest? Es ist nicht nur, dass wir etwas nicht loslassen wollen, wir halten eindeutig an etwas fest. 

Vielleicht fragen Sie sich „Was hat das mit diesem Blog zu tun?“ Kurze Antwort: eigentlich nichts und uneigentlich ganz viel. An etwas festzuhalten kann unterschiedliche Gründe haben: wir lieben und mögen es, es hat einen hohen Wert für uns, wir mögen es nicht, glauben aber nichts besseres zu kennen bzw. finden zu können, wir haben Angst vor dem Neuen, dann doch lieber das behalten was wir kennen – man könnte das Neue ja nicht mögen! Die meisten dieser Eigenschaften sind Bestand jeder Erschöpfung, respektive Burnout. 

Aber selbst in Mietverträgen steht schon, nach welcher Zeit Flur, Küche, Wohnzimmer einen neuen Anstrich erhalten sollen. „Ich brauch' Tapetenwechsel sprach die Birke..“ manchmal reicht ein neuer Anstrich, manchmal muss die Tapete weg, manchmal ist Rauputz optimaler und manchmal reicht renovieren nicht mehr, dann muss saniert werden… Im Leben ist es identisch. 
In diesem Sinne, alles Gute für Herrn Gottschalk und Gott stehe uns bei, dass sein Nachfolger kein Langweiler, oder Möchtegern Unterhalter – oder noch schlimmer – so ein mentaler Bausparkassenverkäufer mit Schlips wird. Wenn ich noch eine Sendung mit Pilawa oder Pflaume sehen muss, dann ticke ich echt aus… Die beiden haben den Charme von Teflonpfannen oder Gallseife. Selbst Frau Merkel hat mehr Mimik und sie ist schon im Motto: „Reduce to the max „ unterwegs… 

Genießen sie die letzte Sendung mit Herrn Gottschalk, mit Ihrer Familie, alleine, oder mit Freunden. Ich werde Baden, Kochen, lecker Essen, ein Glas Rotwein dazu, auch die Taschentücher stehen bereit…

p.s. Weiß eigentlich jemand, wo ich meinen Anspruch auf die „Wetten, dass...?“ Couch anmelden könnte? Ich finde, die habe ich mir echt verdient. Ich habe nämlich in all den Jahren nur 3 Sendungen verpasst… Jaaa, lachen Sie ruhig! Das tun Sie doch jetzt bestimmt - wetten, dass…?  :-)

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